Otelfingen, Waldhaus "Chelen"

Von Erika Feier-Erni


1. Entstehungsgeschichte mit Wirren

1. Waldhaus Eingangsseite, 2001
Am 9. März 1964 bewilligten die Otelfinger einen Kredit von Fr. 40'000.- und das Bauholz aus der Gemeindewaldung für ein neues Forsthaus, das sowohl als Aufenthaltsraum für die Waldarbeiter wie auch der Aufbewahrung der Waldwerkzeuge dienen sollte. Zwar war die etwas höher gelegene alte Waldhütte noch intakt, aber sie wurde als zu klein und sehr dunkel taxiert und man war der Meinung, dass "es sich aber auch geziemt, unseren schönen und wertvollen Wald mit einem präsentablen Forsthaus auszustatten " . In diesen Jahren stellten immer mehr Gemeinden ihre Forsthäuser als Partyräume zur Verfügung, und es ist zu vermuten, dass man auch in Otelfingen wohl primär diesen zusätzlichen Verwendungszweck im Auge hatte. Weil aber Bauten im Wald eine kantonale Bewilligung voraussetzen, stellte man zu deren Erlangung wohl den forstwirtschaftlichen Zweck voran. Vorgesehen war ein Blockhaus gemäss einem Projekt von Josef Lehmann in Schneisingen, dessen Schreinerei bereits Erfahrung im Blockhüttenbau hatte.

2.Probebau bei Hauser Holzbau 1967
Am 9. Juli 1965 erhielt Lehmann den Bauauftrag mit dem Zusatz, die Bauarbeiten "baldmöglichst aufzunehmen und ununterbrochen fortzusetzen", damit das Forsthaus am 1. Dezember 1965 fertig erstellt sei. Für den Innenausbau wurde die Otelfinger Schreinerei Gottfried Meier verpflichtet. Abmachungsgemäss wurde das erforderliche Bauholz in die Schreinerei nach Schneisingen geliefert. Und da lag es eineinhalb Jahre später, als das Forsthaus eigentlich schon hätte bezugsbereit sein sollen, immer noch. Mittlerweile spottete ganz Otelfingen über diese Angelegenheit, bis schliesslich ein völlig entnervter Otelfinger Gemeinderat die ganze Ladung Holz, immerhin ca. 17m3, eigenhändig wieder abholte. Er übergab sie der Holzbaufirma Albert Hauser in Boppelsen entsprechend deren Offerte vom 22.11.1966 zur weiteren Bearbeitung . Endlich lief die Sache rund. Hauser, für den dies der erste Auftrag für einen Bau mit Rundhölzern war, baute das Blockhaus probeweise zuerst auf seinem eigenen Gelände und erst nachher auf dem Platz in der "Chelen" auf. Den Innenausbau besorgte vertragsgemäss die Schreinerei Gottfried Meier. 1967, drei Jahre nach Krediterteilung, konnte die Einweihung endlich stattfinden..

Das kleine Blockhaus in der leicht erhöhten Lichtung über der Waldstrasse besteht aus einem ca. 36 m2 grossen, mit einfachen Tischen und Stühlen möblierten Raum und einem seitlich anschliessenden kleinen Lagerraum mit einem offenen Unterstand dahinter. Das Satteldach ist weit vorgezogen; auf der Eingangsseite deckt es eine kleine vorgelagerte Veranda mit ein, die, sinnvollerweise mit zwei festinstallierten Tischen und Bänken ausgerüstet, jedem Passanten zum Verweilen oder Unterstehen offen steht. Das Blockhaus verfügt weder über einen Wasseranschluss noch Elektrizität. Ein Holzofen sorgt für Wärme, Gaslampen für Licht. Einzige verfügbare Wasserquelle ist der von Förster Paul Schlatter erstellte plätschernde Brunnen mit dem bizarren, aus einem Wurzelstock gefertigten Brunnenstock neben der grossen Feuerstelle seitlich des Blockhauses. Durch seine Bauart, seine Ausstattung und die idyllische Lage mitten im Wald wirkt das Forsthaus verträumt und nostalgisch.

Erika Feier Erni


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