1 2 Nächstes Kapitel
Otelfingen, Findlingsbrunnen aus "roten Ackerstein"
Die Anmerkungen können durch Anklicken der kleinen Verweisnummern im Text eingeblendet werden

1. Ein fast 300 Mio Jahre altes Erdaltertum wird gerettet

Als 1959 der Pflug im Gebiet des Otelfinger Lährenbühls einmal mehr an derselben Stelle auf einen Stein auflief, entschloss man sich, das lästige Hindernis zu entfernen. Es wurde eine mehrstündige Operation daraus, in deren Verlauf ein über 3m langer, auf einer Kante liegender rötlicher Gesteinsbrocken freigelegt wurde, der auf der einen Seite flach abgeplattet war. Weil sich der Stein selbst mit einer Seilwinde nicht bewegen liess, sollte er gesprengt werden. Alfred Güller, der auf den Platz gerufene promovierte Geologe und engagierte Lokalhistoriker, erkannte wohl rasch, dass er einen gewaltigen Findling aus sogenanntem roten Ackerstein vor sich hatte Er fand ihn von Form und Farbe her wunderbar für einen Brunnen geeignet und suchte den Gemeinderat für diese Idee zu gewinnen und damit den Stein zu retten.

1. Detail mit Fisch
Doch die Behörde mass der Bearbeitung des Steines zu hohe Kosten bei und beschloss., ihn zu erst einmal zu besichtigen. "Obwohl man die Bemühungen des Dr. Güller in dieser Sache zu schätzen" wusste, fand man "für diesen allzu grossen Stein kein Interesse" . Allerdings sollte er beim Gemeindeschopf vorübergehend deponiert werden dürfen. Doch Güller gab nicht auf, brachte in Erfahrung, dass mit Bearbeitungskosten von ca Fr.2500.- zu rechnen wäre, worauf der Gemeinderat beschloss, ganz unverbindlich von Bildhauer Heinrich Neugebauer (1905-1979) in Zürich einige Fotos von ähnlichen Zierbrunnen mit Preisangabe kommen zu lassen. Ein halbes Jahr später berichtete der Präsident der Betriebskommission der Wasserversorgung, dass für die Herstellung eines Dorfbrunnens aus dem Lährenbühler Findling ein Kredit von Fr. 5000.- erforderlich wäre.

Nach rund einem Jahr beharrlicher Überzeugunsgsarbeit hatte Güller sein Ziel erreicht. Am 1. Februar 1960 beantragte der Gemeinderat für die Erstellung eines Dorfbrunnens zum Abschluss des Ausbaus der Wasserversorgungsanlage den notwendigen Kredit. Der Findling sollte im Garten vor Hause von Gottfried Meier an der Dorfstasse aufgestellt werden. Gottfried Meier, dem das Grundstück auf dem Lährenbühl, und damit wohl auch der Stein gehörte, hatte sich durch die Begeisterung Güllers für den schönen Stein anstecken lassen und stellte den Platz für den Brunnen unentgeltlich zur Verfügung, was vertraglich festgelegt wurde.

Die Steinbearbeitungsfirma Emil Fischer AG in Dottikon arbeitete den Stein mit viel Rücksichtnahme auf dessen gewachsene Form zum Brunnen um und Toms Kempter Gartengestaltung, Wettingen, besorgte die Gestaltung der Anlage. Schmiede- und Brunnenmeister Hans Kunz anerbot sich, den Wasseranschluss kostenlos herzustellen und organisierte auch den wasserspeienden Fisch aus Bronze. Der Bildhauer, der für den grosszügigen Schwung dieser Skulptur verantwortlich ist und für die auf das Wesentliche beschränkte Formgebung mit den wenigen Akzenten, etwa den expressiv hervortretenden Augen, hat seine Arbeit nicht signiert und sie trägt auch keine sichtbare Giessereimarke. Die Vermutung, dass es sich um ein Werk des Wettinger Bildhauers Eduard Spörri (1901-1995) handeln könnte, konnte leider nicht erhärtet werden, obwohl Hans Kunz mit diesem Künstler locker befreundet war und andere Werke von ihm besass.

Lesen Sie den nächsten Teil:

© Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind bei Dr. Erika Feier-Erni, Otelfingen. Für alle elektronisch publizierten Texte gelten dieselben Regeln wie für eine gedruckte Veröffentlichung.