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Objektinformationen
Adresse: Vorderdorfstrasse 40 Link: www.otelfingen.ch Besitz: Im Besitz der Gemeinde, Informationen und Oeffnungszeiten auf der Gemeinde-Website
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Quellen- und Literaturangaben
![]() Quellen: Gemeindearchiv Otelfingen IVB2b Gemeindeprotokolle 1849-1871 IVB2c Gemeindeprotokolle 1895-1945 Prot.d. Gemeindeversammlung März 1946-Juli 1963 Prot.d. Gemeindeversammlung 1963-1970 Prot.d..Gemeinderates 1850-1868 Prot.d. Gemeinderates 1874-1895 Prot.d. Gemeinderates 1936-1942 Prot.d. Gemeinderates 1958- 1961 Prot.d. Gemeinderates 1961-1961 Prot.d..Gemeinderates 1961-1963 Prot.d. Gemeinderates 1973 Schachtel Liegenschaften Gemeindehaus L2.01.2: Umbau des Primarschulhauses - Sanierungsprojekt 1981/82 - Studien zur Platzsanierung Weisungen an die Gemeindeversammlung: 13.12.1973, 1.6.1992, 9.12.2002, 23.6.2003 Primarschularchiv Otelfingen Prot.d. Primarschulgemeinde 1859 Prot.d. Primarschulgemeinde 1874-1920 Abt. IIB.6.03 Liegenschaften Abt.IIIB, Rechnung des Primarschulgutes 1833-1900 Staatsarchiv Zürich (StaZ) U 30a (1-17) Jahresberichte der Bezirksschulpflegen (1931/32-1924/25) U 38a/2 und 3, Primarschulen im Bezirk Regensberg 1803-1925 U51.1 Sekundarschulen im Bezirk Regensdorf, Otelfingen 1860-1917 UU 11 d.1 Musterpläne im Kanton Zürich, entworfen nach Anleithung des hohen Erziehungsrathes 1836: PIVII Schulhaus mit einem Lehrerzimmer für 100-120 Kinder und einer Lehrerwohnung auf dem Erdgeschoss und gleicher Eintheilung auf dem ersten Stock VVIII Längsschnitt, Seitenfassade, Querschnitt, Kellergeschoss. UU 11 d.1a Staatsbeiträge an Schulhausbauten 1903-1938 UU 2. (1-75) Protokolle des Erziehungsrates (1850-1924) Literatur: Erziehungsrath des Kantons Zürich, Anleitung über die Erbauung von Schulhäusern, Zürich, Schulthess’sche Buchdruckerei Zürich, 1835 Hoegger, Peter, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII, der Bezirk Ba, den II, Bern 1995 Gubler, Hans Martin, Schulhausbauten vor 150 Jahren. Turicum, 1982, Nr. 3, 29-32 Güller, Alfred, Ortsgeschichte Otelfingen, Chronos Verlag, Zürich 1991 Hauser Andreas, Das öffentlche Bauwesen in Zürich. Erster Teil: Das kantonale Bauamt 1798-1895. Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege, Heft 4, Zürich und Egg 2000 Meier-Rüedi, Albert, Wieso Otelfingen eine eigene Sekundarschule erhielt. Aus der Geschichte der Regensdorfer Sekundarschule, Regan Zunftblatt, Landzunft Regan Regensdorf 1997/4, S. 16-19 Oberhänsli, This, Vom "Eselstall" zum Pavillonschulhaus. Volksschulhausbauten anhand ausgewählter Luzerner Beispiele zwischen 1850 und 1950. Beiträge zur Luzerner Stadtgeschichte, Band 10, 1996 Stadt Luzern Schlatter Jacob: Der Otelfinger Schreiner Jacob Schlatter, Autobiografie, überarbeitet von Hans Günter. Heimatkundliche Vereinigung Furttal, Mitteilungsheft Nr. 31, 2002. Wyss, Johannes, Die Wanderung nach Regensdorf oder Erinnerungen aus meiner Sekundarschulzeit von Johannes Oskar Wyss (1840-1918). Dielsdorf, Eigenverlag Pit Wyss, 1981, als Familienmanuskript gedruckt, Heft 4 Fotonachweis Frontbild, Abb.6, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19: Dr. Erika Feier Erni, Otelfingen - Abb. 20: Güller, Ortsgeschichte, S. 277 - Abb. 1,2,4,9: Hans Günter, Otelfingen - Abb. 3, 5, 15: Annemarie Schibli, Otelfingen - Abb. 21, 22: Staatsarchiv Zürich. |
Die Anmerkungen können durch Anklicken der kleinen Verweisnummern im Text eingeblendet werden 1. Eine unendliche politische VorgeschichteDas Schulhaus von 1877 verfügt über eine ausgesprochen lange und kontroverse Vorgeschichte. Sie macht deutlich, wie wichtig die Sekundarschule schon wenige Jahrzehnte nach ihrer Gründung für breite Kreise der Bevölkerung geworden war. Auf der anderen Seite zeigt sie aber auch die grossen Verpflichtungen, die der Allgemeinheit aus der neuen öffentlichen Aufgabe erwuchsen und die man in langen Diskussionen zu optimieren suchte.Nach der Annahme des neuen zürcherischen Schulgesetzes von 1832 nahm der Kanton Zürich den darin vorgesehenen Aufbau der Sekundarschulstufe zügig an die Hand. Bereits 1835 entstand eine Sekundarschule in Regensdorf, in welche auch die Schüler des 49. Schulkreises eingewiesen wurden, zu dem die Furttaler Gemeinden gehörten. Da es damals weder eine Bahn noch Velos gab, mussten die Sekundarschüler von Otelfingen den Weg unter die eigenen Füsse nehmen, immerhin ein Fussmarsch von1 1/ 2 Stunden. In der Regel wohnten sie als Kostgänger bei einer Familie in Regensdorf und kehrten nur übers Wochenende nach Hause zurück. ![]() 1. Detail mit Schulhaus von Postkarte, ca. 1895
![]() ![]() ![]() Bereits am 7.Januar 1860 hatte die Gemeindeversammlung in dieser Sache zu entscheiden. Gemäss Gutachten der Kommission sollten die Kosten für die ersten Schulbedürfnisse "nach dem Steuerfuss", diejenigen für ein erstes provisorisches Schullokal und seine Beheizung aus dem Gemeindegut, und die wiederkehrenden Schulkosten durch einen Schulfonds aus freiwilligen Beiträgen gedeckt werden. Weil es "nicht ausbleiben werde, dass die Gemeinde zum Bau eines neuen Schulhauses veranlasst werde", sollte sie die Kosten für Bauplatz und Baumaterialen übernehmen. Die damals für Gemeindewerke üblichen Frondienste wären gemäss der bestehenden Gemeindewerkordnung zu leisten, und die Kosten für die Ausführung des Baus wären "zu 2/3 aus dem Gemeindegut und zu 1/3 aus dem Steuerfuss" zu tragen. Die Verquickung des Grundsatzentscheids über pro oder contra einer eigenen Sekundarschule mit der gleichzeitigen Festsetzung der Finanzierungsmodalitäten für den Bau eines zukünftigen Schulhaus stiess allerdings nicht nur auf Zustimmung. Eine starke Opposition, der die überproportionale Belastung der Gemeinde Otelfingen nicht entgangen war, verlangte Vertagung des Geschäfts zwecks eingehender Prüfung der vorgeschlagenen Kostenverteilung. Die Befürworter der Schule beantragten aber eine rasche Verabschiedung des Kostenmodells gemäss Gutachten sowohl für die provisorische Sekundarschule wie für den späteren Schulbau. Sie obsiegten mit einer knappen Mehrheit von gerade 3 Stimmen. Der erste Schritt auf dem Weg zur Sekundarschule und einem neuen Schulhaus in Otelfingen war damit getan. ![]() Die politische Auseinandersetzung rund um die Finanzierung hatte aber erst begonnen und sollte noch jahrelang dauern. Voraussetzung für die Erteilung der kantonalen Konzession war der Nachweis, dass mindestens 15 Schüler die neue Schule besuchen wollten. Am 7. Februar 1860 erklärten sich deshalb 29 Väter schriftlich bereit, "für den Fall der Errichtung einer Secundarschule in Otelfingen und deren Eröffnung mit angehendem nächsten Schuljahr" ihre namentlich aufgeführten Kinder während der nächsten drei Jahre in die neue Schule zu schicken. ![]() ![]() 2. Die "Brauerei", ehemals das "Neuhaus", ca. 1910
![]() Am 10.März 1860 sollte die Gemeindeversammlung die Beschlüsse der Schulgemeinde vom 7. Januar ratifizieren. Nebst dem Entscheid für oder wider eine Sekundarschule in Otelfingen waren der freiwillige Fonds sowie die Bestimmungen für den Bau des zukünftigen Schulhauses traktandiert. Der Gemeinderat schlug diverse Modifikationen zur Entlastung der Gemeinde vor, was zu einer hitzigen Debatte und schliesslich zum Abbruch der Versammlung führte. ![]() 7 Tage später hatten sich die Bürger deshalb erneut zu versammeln. Nach verzogenem Pulverdampf folgten sie nun einmütig dem gemeinderätlichen Antrag. Die Bestimmungen betreffend ein allfälliges neues Primar- und Sekundarschulgebäude erfuhren leichte Korrekturen zu Gunsten der Gemeinde: "Unter Baumaterial ist ausschliesslich sämtliches zum Bau erforderliches Holz, das die Gemeinde, ohne es kaufen zu müssen, aus ihrer Gemeindewaldung liefern kann, ferner Mauersteine, Ziegel und Kalk zu verstehen." Die übrigen Baukosten sollten nur noch "zur Hälfte aus dem Gemeindegut, und zur andern Hälfte nach dem Steuergesetz" getragen werden. Zudem wurde bestimmt, dass die Zinsen aus dem zu äuffnenden Sekundarschulfonds für die Finanzierung des Schulhausbaus beigezogen werden dürften, sofern sie für die laufenden Ausgaben der Sekundarschule nicht ausgeschöpft würden. Zugestimmt wurde zudem der Bestimmung, dass der "Erlös von den jetzt bestehenden Schulgebäuden [...] gleich wie der Staatsbeitrag zunächst von den Baukosten abgerechnet" werden sollte. Auch wurde festgehalten, dass alle freiwilligen Beiträge, ungeachtet der Bedingungen, unter denen sie gezeichnet worden waren, auch tatsächlich in den Sekundarschulfonds einbezahlt werden sollten. Die Gemeinde Boppelsen liess zu diesem Punkt mitteilen, dass sie in gegebenem Falle Fr. 500.- an die zukünftigen Baukosten geben würde. ![]() Die Schulgemeindeversammlung, zu deren Lasten die Änderungen mehrheitlich gingen, hiess anderntags die neuen Bestimmungen gut und verlas die offizielle Petition für die Einrichtung einer Sekundarschule in Otelfingen , die am 18.März an die Erziehungsdirektion abging. ![]() ![]() In ihrer Stellungnahme zum Otelfinger Gesuch sprach sich die Sekundarschule Regensdorf vehement gegen die Gründung einer Sekundarschule in Otelfingen aus, da.sie sich durch die Abwanderung der Schüler des unteren Furttals in ihrer Existenz bedroht sah. Sie benützte die Uneinigkeit der Otelfinger Bevölkerung als gewichtiges Argument gegen das Projekt, da "die Möglichkeit vorhanden ist, dass solche Opposition früher oder später der Schule nachtheilig werden könnte". Die Bezirkschulpflege hingegen unterstützte das Otelfinger Gesuch, weil die "gesetzliche Requisite, an welche die Bewilligung der Errichtung einer neuen Sekundarschule gebunden ist", erfüllt wäre. Ihr folgte die Erziehungsdirektion und entschied am 24.5.1860 für eine Aufteilung des 49. Sekundarschulkreises und für die Gründung einer Sekundarschule für die vier unteren Furttalgemeinden mit Sitz in Otelfingen. Die Eröffnung der Sekundarschule Otelfingen wurde auf Anfang des Schuljahres 1860/61 festgelegt. ![]() Als erster Sekundarschullehrer wurde Heinrich Gut aus Wangen/ZH gewählt, der sein Amt am 1. November 1860 antreten sollte. ![]() Obwohl die Sekundarschule jetzt beschlossene Sache war, schwelte in Otelfingen der Streit um die von der Schulgemeindeversammlung vom 7.Januar 1860 verabschiedete Kostenverteilung zwischen Gemeinde und Schule weiter. Einige Bürger, wohl aus dem Kreise der Schulbefürworter, erklärten das Protokoll für unvollständig und verlangten eine Neufassung, die am 21.Juni 1860 der Gemeindeversammlung vorgelegt wurde. Darin wurde neu präzisiert, dass die Gemeindekasse auch die Kosten für die Lehrerwohnung zu tragen habe und die Schulgenossen die erste Anschaffung der Lehrmittel und deren Unterhalt so lange nach Steuergesetz zu übernehmen hätten, bis die regelmässigen Einnahmen dafür ausreichten. Von beidem war in der ersten Fassung nicht die Rede. Das Protokoll wurde von einer Mehrheit stillschweigend genehmigt; die drei führenden Opponenten erklärten nur das erste Protokoll für richtig. ![]() Die Opposition, der es wohl weniger um Widerstand gegen die neue Schule als um die Schonung der Gemeindefinanzen ging, scheute auch vor gelegentlich eher fragwürdigen Mitteln nicht zurück. So versuchte sie, nachdem am 28. August 1860 das provisorische Schullokal im "Neuhaus" von der Bezirksschulpflege Dielsdorf unter Auflagen genehmigt worden war, entgegen dem bestehenden Interimsvertrag die Umbaukosten dem Hausbesitzer zu überbinden. Dies führte allerdings nur zu einem langwierigen und für die Gemeinde erfolglosen Streit. ![]() Von nun an fokussierte sich die politische Auseinandersetzung nur noch auf den Schulhausneubau. ![]() 3. Ansichten von Otelfingen, Postkarte nach 1900
![]() Eine Wiederholung der Versammlung fand offenbar nicht statt und die Vontobel’sche Liegenschaft wurde an Private verkauft. Trotzdem war voraussehbar, dass das Provisorium im "Neuhaus" auf die Dauer nicht genügen konnte. Am 28. Mai 1868 verlangte die Bezirkschulpflege ein eigenes und besser geeignetes Schullokal, worauf die Gemeindeversammlung zur Abklärung eine fünfköpfige Kommission einsetzte. Erst nach fünf weiteren Jahren erfolgte der nächste Schritt, indem am 31. Oktober 1873 die Bezirksschulpflege Dielsdorf den Bauplatz für das neue Schulhaus genehmigte, einen Baumgarten, der Salomon Kofel und Johannes Schibli gehörte. Sekundarschullehrer Gut zeichnete auf Grund der gefassten Beschlüsse einen Situationsplan, den "Schulhausplan Otelfingen", in welchem er als brisante Details die von der Dielsdorfer Behörde gewünschte Arrondierung des Bauplatzes auf eine gerade Linie, den Abbruch des angrenzenden Waschhauses von Johannes Schibli und den Einbezug des Landes, auf dem es stand, einzeichnete. ![]() ![]() ![]() 4. Postkarte mit Schulhaus, um 1912
![]() ![]() Das Plädoyer von Sekundarschullehrer Heinrich Gut an der Versammlung ist als Redeentwurf vom 26. Februar 1874 erhalten geblieben. Mit Eloquenz verteidigte er die Beschlüsse von 1860 und verhehlte dabei nicht, dass die Kostenverteilung zum Vorteil der Schule ausgefallen war. Er betonte aber auch den besonderen Nutzen des Neubaus für die Gemeinde, da er auch Gemeindelokalitäten und die Primarschule samt Lehrerwohnung beherbergen würde. Er vermisste die Aufzeigung einer Alternative auf Seiten der Opponenten und warf die Frage auf, ob die Gemeinde wirklich ein alleinstehendes Schulhaus erstellen wolle "wenn auch mit höheren Kosten" und ob es "bei dem jetzigen Stand der Schulhausbaute am Platz sei, einen Beschluss bloss aufzuheben ohne auch gerade anzugeben, was hierauf anzufangen sei". Er befürchtete fortwährende Reibereien, die Frieden und Eintracht störten, "die doch gerade jetzt so nöthig wären, wo alle Kräfte sich vereinigen sollten zum glücklichen Anfang und zur freudigen Vollendung eines Baues, der Jahrhunderte lang eine Krone und Zierde der Gemeinde sein sollte". ![]() Lesen Sie den nächsten Teil: © Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind bei Dr. Erika Feier-Erni, Otelfingen. Für alle elektronisch publizierten Texte gelten dieselben Regeln wie für eine gedruckte Veröffentlichung. |
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