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Objektinformationen
Adresse: Vorderdorfstrasse 40 Link: www.otelfingen.ch Besitz: Im Besitz der Gemeinde, Informationen und Oeffnungszeiten auf der Gemeinde-Website
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4. Zur Architektur des Schulhauses von 1877![]() 19. Frontalansicht, 2001
Die Geschosse sind klar voneinander abgesetzt durch kräftige Sandsteingesimse. Ihre Hierarchie ist durch abnehmende Fenstergrössen festgelegt; die Fenster selbst sind umrahmt von Sandsteingewänden und Fensterbänken, die im Obergeschoss mit Konsolen und gerader Verdachung verziert sind. Das Hochparterre über der grauen Sockelzone ist in Anlehnung an die für den Baustil typische Rustikaquaderung mit Rillenputz versehen und die Seitenkanten mit Eckquadern. Die gleichen Gestaltungselemente bestimmen die Seitenfassaden, während die Ostseite kaum gegliedert ist; es schein fast, dass man auf der als unwichtig empfundenen Hinterseite Kosten sparen wollte. Dies könnte auch erklären, wieso der Abortanbau ursprünglich im althergebrachten Fachwerk ausgeführt wurde und damit so gar nicht zum übrigen Bau passte. ![]() 20. Primarschulzimmer mit Eisenstützen, 1933
Die Formensprache ist ganz die des Klassizismus. Dass sie an einem Bau in einem Dorf mit damals vorwiegend bäuerlichen Fachwerkbauten zum Zuge kommt, mag auf den ersten Blick erstaunen, hängt aber eng mit der raschen Entwicklung des zürcherischen Schulwesens zusammen. Das neue Schulgesetz von 1832, mit dem die Volksschule als wichtige staatliche Aufgabe definiert wurde, führte mittelfristig zu einer intensiven Schulbautätigkeit. Bereits 1835 erliess der Kanton eine "Anleitung über die Erbauung von Schulhäusern" mit den Anforderungen bezüglich Raum, Licht und Hygiene. ![]() ![]() Für die vielen Gemeinden, die sich mit der Aufgabe konfrontiert sahen, ein neues, den staatlichen Vorgaben entsprechendes Schulhaus zu bauen, waren diese Pläne ungeheuer hilfreich. Indem darin die Organisation der verschiedenen Raumteile mit unterschiedlicher Funktion professionell gelöst und auch die architektonische Gestaltung überzeugend vorgegeben wurde, erhielten die örtlichen Baumeister ein wertvolles Hilfsmittel zur Meisterung der neuen Bauaufgabe. Die Zürcher Musterpläne wurden geschaffen vom Architekten Heinrich Bräm (1792-1869) aus Bachsertal, der von Friedrich Weinbrenner (1766-1826) in Karlsruhe, einem bekannten Klassizisten, ausgebildet worden war; in der Schweiz gab es damals noch keine eigene Architektenschule. Insbesondere bei den Plänen für mittlere und grössere Schulhäuser orientierte sich Bräm an der Formensprache der letztlich auf die Renaissance zurückgehenden Palastarchitektur, die ihm von seinem Lehrer Weinbrenner her als Stil für repräsentative Bauten vertraut war. ![]() ![]() 21. Musterplan Hinterfassade
Die Vorlage Bräms wurde vergleichsweise wenig abgewandelt. Am signifikantesten ist die Übertragung der Gestaltung der Hinterfassade auf die Frontseite. Dies ermöglichte die formal geschickte Lösung, die für den Einbau des Arbeitsschulzimmers notwendige Anhebung des Daches harmonisch mit dem Dreieckgiebel zu verbinden. Was die Innenraumaufteilung betrifft, wurden in Otelfingen lediglich beide Schulzimmer ins Hochparterre und beide Lehrerwohnungen, deren Grundriss mit Bräms Vorgabe praktisch deckungsgleich sind, ins Obergeschoss. verlegt. Wer den Musterplan den Otelfinger Bedürfnissen angepasst hat, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit ausmachen. Aus der Planungsgeschichte des Schulhauses geht aber klar hervor, dass der Zürcher Staatsbaumeister Heinrich Rudolf Roth (1831-1905), zumindest in beratender Funktion mitgewirkt hatte. ![]() ![]() ![]() 22. Musterplan Querschnitt
![]() Trotz Umbauten und Neunutzung ist zudem - interessant für die Schulgeschichte - auch die innere Organisation des Hauses noch gut erkennbar. Das äussere Erscheinungsbild des Schulhauses ist fast völlig unverändert erhalten geblieben. Dank seinem vornehm und repräsentativ wirkenden Stil, seiner erhöhten und zurückgesetzten Lage und seinem bis heute freien Umgebungsraum vermag das Gebäude dem Anspruch seiner Erbauer als "Zierde und Krone des Dorfes" noch immer gerecht zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die aktuellen Erweiterungspläne der Gemeinde gebührende Rücksicht darauf nehmen. Erika Feier Erni © Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind bei Dr. Erika Feier-Erni, Otelfingen. Für alle elektronisch publizierten Texte gelten dieselben Regeln wie für eine gedruckte Veröffentlichung. |
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