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Objektinformationen
Adresse: Pfarrhausweg 1 Besitz: Wohnsitz des evangelisch-reformierten Pfarrers und Verwaltung der Kirchgemeinde Boppelsen-Hüttikon-Otelfingen
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3. Die weitere Geschichte des Pfarrhauses bis 1852Das 18. JahrhundertGemäss dem Abkommen von 1649 mit dem Kloster Wettingen hatte nach dem Bau des Pfarrhauses die Zürcher Obrigkeit für dessen Unterhalt aufzukommen. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat sich eine recht intensive Korrespondenz zwischen dem jeweiligen Pfarrer und der Regierung in Zürich über anstehende Reparaturen erhalten, die einige Rückschlüsse auf das Pfarrhaus zulassen.1745 wurde das Pfarrhaus überholt, indem alle Dächer neu gedeckt und neue Windladen angebracht wurden. In zwei Stuben waren die Öfen neu aufzusetzen, ebenso der Secht-und Backofen im Waschhaus , wo auch der Boden mit Küchenplatten zu belegen war. Gegen den Garten gab es einen neuen Schopf und schliesslich einen neuen Gartenhag aus Holzlatten. Bereits 1752 standen erneut Reparaturen an, insbesondere im Wasch-und Backhaus, im Keller, in der Scheune und der Bestallung. 1757 wird, nebst anderen Reparaturen eine "neuerbaute Stube" im Pfarrhaus erwähnt, ohne dass diese zu lokalisierten wären. 1763 gab es neue Fenster in der Wohnstube und im "Museo", wohl der Studierstube, im letzteren auch einen neuen Ofen samt Kamin. Allerdings wurde der derzeitige Pfarrer Nüscheler angewiesen, auf die "böhmischen Gläser" für die Fenster zu verzichten, und die Fensterrahmen statt aus Nussbaumholz aus Eichenholz machen zu lassen. Überhaupt wurde er ermahnt, "alles und jedes auf eine dauerhafte und mindest kostbare Art bewerkstelligen zu lassen". Diese staatlich verordnete Sparsamkeit zieht sich wie ein Leitmotiv durch die Baugeschichte des Pfarrhauses. Grundriss Pfrundbesitz, R. Steiner, 1833
Weil es ihm bei dieser Rechnung so fatal ergangen war, wagte Nüscheler trotz geringer Kosten ohne Erlaubnis nicht, die wegen einem verfaulten Balken erfolgte Senkung des Küchenbodens beheben zu lassen. Hingegen wurde 1780 ein neuer Fussboden in der Stube gelegt und in der Küche ein Doppelfenster eingebaut. Im Mai 1784 verlangte Nüscheler Instandsetzung der "unbewohnbaren" Studierstube, die wegen Ritzen und Spalten im alten Getäfer und schlecht schliessender Tür nicht zu erwärmen war. Ebenso bemängelte er das erneut undichte Dach. Die gewünschte Instandstellung des Täfers samt Anstrich erfolgte noch vor dem Winter; die anstehende Reparatur des Pfarrhausdaches hingegen betrachtete die Obrigkeit als Sache des Pfarrers . 1789 bat Nüscheler um Ausbesserung der früheren Mägdekammer, die "ungetäfelt sowie mit Plattenboden und schlechten Fenstern versehen, im Winter unausstehlich kalt" war; "wegen Anwachsens" seiner Familie musste er dort ein Paar seiner Kinder "installieren". 1791 erhielt das Pfarrhaus für 83 Gulden einen neuen Lattenhag um den Garten und bei der Mauer gegen die Strasse wurden für 22 Gulden die "vermoderten Sandsteindeckel" durch neue Steine aus Würenlos ersetzt. 1794 bat Nüscheler jun. um Reparatur des Schweinestalls. Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass das Pfarrhaus am Ende des 18.Jahrhundert nicht wie heute nur aus dem Wohnhaus mit der für den Pfarrer notwendigen Studierstube und zahlreichen weiteren Zimmern bestand, die damals mehrheitlich mit bemaltem Täferwerk und auch mit einem eigenen Ofen ausgestattet waren. Erwartungsgemäss gehörte zum Pfarrhaus auch ein Oekonomietrakt mit Keller, Scheune und Stallungen, der im Laufe des 18. Jahrhunderts nach Westen mit einen Holzschopf mit Schweinestall erweitert wurde, ebenso mit einem weiteren Holzschopf nach Süden. An die Nordseite des Wohnhausteils und bündig mit dessen Ostseite war ein Wasch- und Backhaus angebaut, auf das ein Zimmer aufgestockt wurde; der Anbau wurde dadurch hoch und schmal und endete bei der heutigen Eingangstür. Eingefasst wurde die gesamte Liegenschaft durch einen Lattenzaun und eine mit Steinplatten abgedeckte Mauer zur Strasse hin. Wohnhaus mit Oekonomietrakt 1800-1852Der Übergang ins 19. Jahrhundert wurde markiert durch die politischen Umwälzungen der Helvetik. Die damals verordnete Abschaffung der alten Feudalzinsen führte im Kanton Zürich zu Finanzengpässen und in der Folgezeit zur Inventarisation des öffentlichen und privaten Grundbesitzes, auf dessen Werterhaltung sorgfältig geachtet wurde. Die vom Staat zu erhaltendenden Pfrundgüter wurden vom Bauinspektor regelmässig auf bauliche Mängel hin kontrolliert. J.J.Kern, Pfarrhaus 1840, Ausschnitt Zeichnung
Die nachfolgenden Anzeigen von Bauschäden des damaligen Pfarrers Grob belegen, dass die Ausführung der notwendigen Reparaturen nur sehr zögerlich bewilligt wurde; noch im Bericht vom 9. Juli 1814 wurden bei einer neuerlichen Kontrolle die meisten Mängel erneut aufgeführt. Das Hinausschieben notwendiger Reparaturen hatte gelegentlich unliebsame Folgen. So führte die bereits 1804/05 registrierte Senkung des Küchenbodens 1818 zu einem Beinahe-Unfall, den Pfarrer Germann wie folgt beschrieb:"Da ich mich in der Küche wusch, trat ich von ungefähr auf die eingesenkte Stelle. Da fielen gellernd zwei bis drey Backsteine in den Keller hinunter und nur mit Mühe konnte ich mich oben erhalten, dass ich die Reise nicht mitmache." Grundriss 2. Stock, J. Meyer, 1845
Am 19. Mai 1836 meldete Germann, dass der alte Stubenofen mit dem Backrohr des verstorbenen Hafnermeisters Brunner trotz zweimaliger frischer Aufsetzung von der Feuerungskontrolle als feuergefährlich eingestuft wurde. Diese hielt fest, dass "wenn dieser Ofen in einer Bauernstube stände und man nicht wüsste, dass hier zum Feuer Sorge getragen werde, so hätte er schon längst aberkannt werden müssen". Im Spätjahr 1836 war der neue Ofen dann doch gesetzt, aber er war, wie Germann unzufrieden bemerkte, von ganz rauhen und braunen Kacheln. Am 14. September 1840 bat Germann um Einbau einer Pflasterdecke in derjenigen Kammer im Erdgeschoss, die unmittelbar unter dem damaligen Besuchszimmer lag. Durch die Fugen des einfachen Fussbodens drang "so viele Kälte von unten herauf, dass es beinnahe unmöglich ist, das bedeutend grosse Zimmer selbst bei zweimaliger täglicher Beheizung in solcher Temperatur zu erhalten, dass man nicht frieren muss". Diese Bemerkung verstärkt den aus ähnlich lautenden Quellentexten gewonnenen Eindruck, wie wenig komfortabel damals die Wohnsituation im Winter selbst im Pfarrhaus war und auch wie sparsam damals geheizt wurde. Grundriss 1.Stock, J. Meyer, 1845
Die Scheune selbst war gemäss Schreiben Germanns am 15. Juni 1834 nicht mehr in gutem Zustand. Sie war gegen Westen "über dem Holzschuppen statt mit einer Giebelmauer, bloss mit einer einfachen Bretterwand geschlossen" und nun samt "dem innerhalb liegenden Riegelwerk" durch den Regen ganz verfault"; ohne Reparatur drohte auch einem ganz neuen Bretterboden und einer zunächst liegenden Treppe dasselbe Schicksal. Am 3. Oktober 1845 wurde die Erstellung einer steinernen Freitreppe auf dem Vorplatz des Pfarrhauses nach einer Zeichnung von Steinhauer Reidhaar in Würenlos beschlossen und noch vor Ende gleichen Jahres ausgeführt, nachdem Germann am 19. Juni 1845 gemeldet hatte, dass das Holzgeländer zu den alten beiden kleinen Treppen nun komplett zerfallen war. Zu Beginn des Jahres 1849 wurden Verbesserungen an der neuen Freitreppe vorgenommen, ebenso wurden das Trottoir und der Vorplatz gegen Norden gekiest. Neue Erkenntnisse über den NordanbauAus einer Schadenmeldung vom März 1819 geht hervor, dass das Waschhaus mit dem derzeit als Gaststube benützten Zimmer darüber an das Pfarrhaus angebaut war und über ein eigenes Dach verfügte, das nun vom Sturm so arg beschädigt worden war, dass es herabhing und vom Pfarrer provisorisch von der Strasse her abgestützt werden musste. Entwurfsskizze zum Treppenhausanbau, 1821
Das Treppenhaus, das 1821 genau nach Skizze westlich des Waschhauses realisiert wurde, sowie der schriftliche Hinweis auf die Lage des Waschhauses an der Strasse, seine Doppelstöckigkeit und das eigene Dach, belegen eindeutig, dass das alte Waschhaus ein Teil des heutigen Pfarrhaus-Nordanbaus ist. Dieser ganze Bauteil, der bis anhin wegen der über der Tür angebrachten Jahrzahl gesamthaft ins Jahr 1821 datiert wurde, ist somit in mehreren Bauphasen im Abstand von jeweils mehreren Jahrzehnten entstanden. Noch vor 1745 datiert das Waschhaus an der Nordostecke, das 1776 Pfarrer Nüscheler mit einem "Gemächli" aufstocken und bedachen liess; 1821 schliesslich, bündig an das alte Waschhaus anschliessend, folgte das neue Treppenhaus und der Abort. Der Anbau des neuen Treppenhauses und das alte Waschhaus wurden mit einem gemeinsamen Dach über einem neuen Fachwerkgiebel zusammengefasst und mit dem quer dazu verlaufenden Dach des Pfarrhauses verbunden. Die mehrphasige Entstehungsgeschichte erklärt die auffälligen Merkwürdigkeiten dieses Bauteils. Die leicht trapezoid verlaufende Baulinie ist bedingt durch eine nicht ganz rechtwinklige Nordostecke des Waschhauses, das man seinerzeit wohl ziemlich freihändig angebaut hatte; durch die Anfügung des Treppenhauses " in gerader Linie" erhielt dieser kleine Fehler eine grosse Wirkung. Auch das Rätsel der ungleichen und unregelmässig angeordneten Riegel findet seine Lösung: Das kräftige Fachwerk, auf der Ostseite über dem hohen Mauersockel bis zur Dachtraufe reichend, und auf der Nordseite bis zur Mittelachse und unter das rautenförmig geriegelte Giebelfeld, markiert das noch im 18. Jahrhundert aufgestockte Zimmer; die auffällig Verstärkung des oberen Querriegels über diesem Zimmer wurde wohl 1821 zur Ausgleichung eines Höhenunterschiedes des neuen Treppenhaustraktes notwendig. Grundrisse und Ansichten Nordfassade, J. Meyer, 1845
Im September 1837 wurde der Grundriss erneut erfasst ; in diesem Jahr erfolgten die Verhandlungen mit dem Kloster Wettingen, die 1838 mit der Ablösung der Kollatur abgeschlossen wurden . Auffällig ist, dass der südliche Pfarrhausgarten in der Zwischenzeit eine französisch anmutende Gartenstruktur mit symmetrisch ausgerichteten, eingefassten Gevierten und mit wohl gekiesten Wegen dazwischen erhalten hatte. Nach dem Übergang des gesamten Pfrundbesitzes an den Kanton Zürich wurde das Pfarrhaus 1845 mit Grundrissen und Ansichten exakt dokumentiert. Damit wurde erstmals nicht nur das damalige äussere Aussehen des Pfarrhauses, sondern auch die innere Raumaufteilung festgehalten. Südfassade, J. Meyer, 1845
Auf der Südseite setzte sich der Oekonomietrakt durch sein Fachwerk dekorativ vom Mauerwerk des Wohnhausteiles ab; auf ihn folgte der Holzanbau mit Schweinestall. Der Hühnerstall, auf dem Plan von 1837 noch eingezeichnet, ist hingegen verschwunden. Beim Wohnhausteil fällt auf, dass auf der Südseite die heutige Gartentür mit ihrer Vortreppe noch nicht vorhanden war. Mit den zwei übereinanderliegenden spätgotischen Doppelfenstern mit Sandsteingewänden und je einem Fenster auf der Mittelachse des Wohnteils und symmetrisch dazu je zwei Fenster westlich davon, öffnet sich das Haus eindeutig nach Süden, hat hier somit seine vergleichsweise bescheidene Repräsentationsseite. Ansicht mit Lukarne auf Ostseite, 1959
Im Erdgeschoss befanden sich 1845, zugänglich über das Treppenhaus im nördlichen Waschhausanbau, in der Südostecke die Wohnstube mit angrenzendem "Cabinet", sowie drei Kammern und die Küche. Im ersten Stock, über dem Wohnzimmer lag die Studierstube mit einer damit verbundenen Kammer und einem Gastzimmer und zwei weiteren Kammern. Der Raum über der Tenne wurde gemäss Bezeichnung sowohl als Heuboden wie auch als Empfangslokal, der Raum im Holzanbau als Dachboden genutzt. Man darf bei der rigiden Ausgabendisziplin der Zürcher Regierung wohl davon ausgehen, dass sich das Pfarrhaus von 1845 mit Ausnahme des Nordanbaus und der zwei Schopfanbauten nicht wesentlich vom Pfarrhaus von 1633 unterschied; aus den Quellen geht hervor, dass ohne Notwendigkeit kaum bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Der Abbruch des Oekonomietraktes Westseite mit Holzanbau v. 1853, 1959
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