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Objektinformationen
Adresse: Vorderdorfstrasse 41 Besitz: Privatbesitz, Restaurationsbetrieb "Brauerei"
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7. Braureibetrieb II 1879-191723. Gesamtansicht der Bierbrauerei Schibli, Detail vom Firmenpapier, um 1900
24. Umzeichnung mit Benennung der einzelnen Gebäude
Inzwischen war Bier zu einem Massengetränk geworden. Um die Nachfrage zu decken, waren 1883 allein im Kanton Zürich 33 Brauerein aktiv . Da Salomon Schibli die alte Produktionsstätte beim Pfarrhaus 1854 abgerissen hatte, richtete er nach Schoellhorn für seinen Sohn bereits 1873 im alten Speicher und dem damit verbundenen Waschhaus eine noch sehr einfache Brauerei mit einer Braupfanne mit 8hl Kapazität ein; als Gär- und Schankkeller diente der gewölbte Weinkeller unter dem Speicher. Im nun in Brauereianbau umgetauften Waschhaus wurde 1889 ein Brauofen samt Kessel neu versichert, der seinerseits bereits 1893 wieder durch ein Neugerät ersetzt wurde. Mit dem Wechsel dürfte immer auch eine Kapazitätssteigerung verbunden gewesen sein. 25. Eiskellergebäude von Süden, 2008
Im Ragionenbuch eingetragen wurde die neue Brauerei aber erst am 4. Oktober 1879, ein Jahr vor dem Tode des Salomon Schibli, unter dem Namen des Sohnes, Friedrich Salomon II Schibli, der mittlerweile volljährig und ausgebildeter Bierbrauer war. Der junge Schibli war einer jener für die Gründerzeit typischen dynamischen Unternehmer. Zusammen mit vorerst nur einem Lehrburschen und später einem zusätzlichen Brauburschen gelang es ihm, die Jahresproduktion von anfänglich 180hl auf 2800hl zu steigern, und das Bier im Bezirk Dielsdorf und im nahen Aargau, insbesondere in der Stadt Baden, zu verkaufen. In der Brauerei F. Schibli wurde dunkles und helles Bier von 12-13% B[ock] aus mährischem Malz und bayrischem Hopfen gebraut.. 26. Werbeplakat der Bierbrauerei Schibli, um 1900/1910
Daneben nutzte Schibli konsequent sein Firmenpapier mit der bildlichen Darstellung seines Betriebes im Briefkopf sowie Biergläser, Bierflaschen, Fässer und Lastwagen als Werbeträger für seine Bierbrauerei. Zur Steigerung der Produktion und zur Qualitätsverbesserung investierte er stetig in neue Technologien, was häufige Um- oder Anbauten der bestehenden Produktionsstätten erforderte. Das Areal hinter dem Gasthof, der parallel weitergeführt wurde, war wohl eine Dauerbaustelle. 27. Bierflasche der Bierbrauerei Schibli mit eingepresstem Firmennamen, nach 1890 28. Bierglas der Bierbrauerei Schibli mit Gambrinus-Darstellung Der Brauofen samt Kessel befand sich 1889 noch immer im «Brauereianbau» des alten Speichers, welcher 1898 durch einen neuen Schopf mit Kellereingang ergänzt wurde. Im gleichen Jahr entstand das freistehende Maschinenhaus östlich des Eiskellergebäudes, das mit diesem durch ein durchgezogenes Dach verbunden war. Spätestens 1901 hatte darin eine neue, von einem 10 PS Elektromotor angetriebene «Eismaschine samt Kühleinrichtung» den Betrieb aufgenommen. 29. Einblick in den Maschinenraum mit der Eismaschine. Detail vom Firmenpapier, um 1900 Mit gebührendem Stolz zeigte die Bierbrauerei Schibli also auf ihrem Firmenpapier an, dass sie im Besitz der neuesten, für die Bierbrauerei eminent wichtigen Kühltechnologie unter Verwendung der Elektrizität war. 30. Friedrich Salomon II Schibli posiert mit der Abfüllmaschine vor dem Maschinenhaus, 1905
31. Schiblis Flaschenarbeiter in der Pause
Als um 1890 die Bierflaschen mit dem praktischen Bügelverschluss mit Porzellandeckel auf den Markt kamen und der Umsatz von Flaschenbier rasant wuchs, stieg auch Schibli ins Flaschengeschäft ein, um dieses Käufersegment ausserhalb der Wirtschaften erreichen zu können. Mit einer 1 PS-Motorpumpe liess er sein Bier in Flaschen mit vorerst sandgestrahltem, später reliefiertem Firmennamen abfüllen. Da das alte Sudwerk mittlerweile zu wenig Kapazität hatte, wurde 1903 ein neues mit kupferner Braupfanne von 24hl eingerichtet. 1911 erstellte Schibli einen Sodbrunnen mit Pumpwerk, um den mit der wachsenden Produktionsmenge steigenden Wasserbedarf aus Quellen in der Geeren und im Oberdorf zu decken und um unabhängig von Trockenperioden zu sein. 1912 schaffte Friedrich Salomon II für die Biertransporte seinen ersten Lastwagen an, der das erste Auto überhaupt in Otelfingen war. Das Fahrzeug war ein Erzeugnis der Motorwagenfabrik Berna in Olten, wog 3500 kg, und verfügte über einen Vierzylindermotor und Holzräder mit Vollgummireifen. Die maximale Fahrgeschwindigkeit betrug 28-30 km/h. 32. Berna-Lastwagen der Bierbrauerei, das erste Auto in Otelfingen, 1912
Damit war der Maximalausausbau des Brauereibetriebes erreicht. Die Zeiten änderten sich mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914. Das Rohmaterial Hopfen und vor allem das Malz fehlte, der Bierkonsum ging generell zurück. Die Kleinbrauereien wurden zunehmend durch die leistungsfähigen und kapitalkräftigen Grossbrauereien bedrängt, die zur Sicherung ihres Bierabsatzes gegen Gratisabgabe der Schanktische Wirte unter Vertrag nehmen oder ganze Wirtschaften kaufen konnten. Friedrich Salomon II Schibli entschloss sich, seine Produktion vorläufig einzustellen und bis auf weiteres für die Grossbrauerei Haldengut in Winterthur Bier zu vertreiben. 1917 ist die Bierbrauerei Friedrich Salomon II Schibli letztmals im Firmenverzeichnis des Kanton Zürich vermeldet. Es war ihr Ende, obwohl Schibli seine Produktionsstätte hoffnungsvoll noch eine ganze Weile startklar hielt. Fritz Schoellhorn, aus der Haldengut-Brauerdynastie und Kenner der Schweizer Brauereiszene, schrieb 1922 sozusagen als Nachruf darauf: «Die Brauerei des Herrn Friedrich Schibli in Otelfingen ist ein Beispiel dafür, wie auch eine Kleinbrauerei sich halten konnte, wenn das Geschäft mit Eifer, Sachkenntnis und Sparsamkeit betrieben wurde. Sie ist die einzige Kleinbrauerei im Kanton, die heute noch betriebsfähig ist» Nach dem Tod von Friedrich Salomon II Schiblis (1929) und dem Abbruch des Braukessels samt Ofen (1930) war die Ära der Brauereibetriebes in Otelfingen jedoch definitiv vorbei. 33. Maschinenhaus der Bierbrauerei, zur Zeit des Bierdepots
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