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Otelfingen, Das Haus zur Brauerei. Ein Stück Wirtshaus- und Brauereigeschichte
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1. Notizen zur Architektur des Hauses

1. Haus zur Brauerei mit verputzten Riegeln, 1920
2. Haus zur Brauerei mit freigelegten Riegeln, 2001
Das Haus zur Brauerei präsentiert sich nach Süden als stattlicher, traufständiger Bau mit einer starken Fassadenwirkung. In mehrfacher Hinsicht setzt es sich von dem im Otelfinger Dorfkern üblichen Typus des Vielzweckhauses ab. Anfänglich bestand es nur aus Wohnhaus und Scbeune; der Stall wird erst 1842 erwähnt. Zudem ist der Oekonomieteil, wie der Wohnteil, gemauert und das Mauerwerk über das erste Obergeschoss hochgezogen; dies wirkt insbesondere im spärlich befensterten Oekonomieteil sehr massiv und ein wenig trutzig. Erst das zweite Geschoss ist geriegelt und mit sechs Fenstern gut dotiert; der aufgelockert und dekorativ wirkende Fachwerkstreifen setzt sich kontrastreich zum hohen Mauersockel ab. Das Riegelwerk war wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts damaliger Mode entsprechend verputzt worden und wurde erst 1975 wieder freigelegt.

Zweifellos bewusst als dominanter Akzent gesetzt wurde das breite, über zwei Geschosse laufende Rundbogentor zur Scheune, dessen Effekt durch eine in der Vertikalachse aufgesetzte Dachlukarne verstärkt wird. Das Rundbogenfeld des Tors war einst mit Dekorationsmalerei um den Bopp’schen Stern herum geschmückt gewesen; dieser lässt annehmen, dass die Malerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals angebracht worden ist. Bemerkenswert ist, dass das mächtige Scheunentor gegen Süden eine Entsprechung gegen Norden hat.

3. Haus zur Brauerei, Giebelfeld des Scheunentors mit dekorativer Malerei um Bopp-Wappen, 1920
Gemessen an der Höhe hat das Haus zur Brauerei eine vergleichsweise geringe Tiefe. Grund dafür war wohl, dass noch zur Zeit der Erbauung in kurzer Distanz zur Nordfassade ein alter Bauernhof stand, der dann aber bald abgebrochen wurde.

An die Nordfassade angebaut folgt eine Kette von mehrheitlich späteren Bauteilen, die hofbildend wirken. Auch gegen Osten, versteckt hinter den Kastanien des Wirtshausgartens, entstanden im Laufe der Zeit weitere Nebengebäude. Auf diese Bauten, die nach Süden wenig oder gar nicht sichtbar sind, wird im Laufe dieser Baugeschichte noch einzugehen sein.

Die Wirkung des schon für sich allein beeindruckenden Hauses zur Brauerei wird verstärkt durch den in unmittelbarer Nähe stehenden Massivbau der Mühle. Die annähernd gleiche Traufhöhe der beiden Gebäude und der massige Charakter des Mauerwerks lassen vermuten, dass bei der Gestaltung des Hauses bewusst Anleihen bei der Mühle gemacht worden sind, um neben ihr bestehen zu können.

4. Baugruppe mit Herrenstube, Hof Mühlegasse 1und Haus zur Brauerei, von Süden, 2008
Das Haus zur Brauerei wirkt auch durch seine Lage. Es liegt genau in der optischen Verlängerung der Vorderdorfstrasse, die hier rechtwinklig Richtung Osten abbiegt. Bewegt man sich Richtung Norden, gerät das Haus zur Brauerei bald einmal unübersehbar ins Gesichtsfeld; es wirkt wie der Schlussakkord zu der reizvollen, giebelständigen Baugruppe mit der «Herrenstube» und dem anschliessenden Hof (Mühlegasse 1) mit seiner massiven Ostfassade. Das Haus ist somit von seiner Lage und Architektur geradezu für eine Nutzung als Gasthaus prädestiniert, was es seit langer Zeit auch ist. Bevor wir uns der Wirtshausgeschichte zuwenden, die, wie der heutige Name des Hauses besagt, teilweise auch eine Brauereigeschichte ist, muss uns die Vor- und Entstehungsgeschichte des Baues beschäftigen.

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