Vorheriges Kapitel 1 2 3 4 5 6 7 8
Otelfingen, Das Haus zur Brauerei. Ein Stück Wirtshaus- und Brauereigeschichte

8. Restaurant Brauerei 1918 bis heute

34. Haus zur Brauerei, südl. Eingangstür mit Wirtshausschild Neuhaus/Brauerei, 1957.
Während sich also nach dem Rückzug aus der Bierbrauerei Friedrich jun. als Bierdepothalter der Haldengut-Brauerei etablierte und sich neben dem Haus zur Brauerei ein eigenes Haus erbaute, übernahm seine Schwester Emma nach dem Tode des Vaters Friedrich Salomon II Schibli das Gasthaus. Der einst in Personalunion geführte Gasthof- und Brauereibetrieb wurde in zwei unabhängige Firmen aufgespalten.

1924 figurierte der traditionsreiche Gasthof zum Neuhaus wie auch der Gasthof zum Höfli nicht mehr unter den Tavernen. Nachdem die Speisewirtschaften mehr und mehr den Tavernen gleichgestellt worden waren, «ragten die Tavernenrechte» wie damals in der NZZ zu lesen war, «als Zeugen einer entschwundenen Wirtschaftsperiode in unsere Zeit hinein, wo das moderne Restaurant mit seinem Lichterglanz und seinen flimmernden Spiegelscheiben das währschafte alte Gasthaus am Wege verdrängt hat». Entsprechend bemühten sich die beiden Otelfinger Gasthöfe nicht mehr um die Erneuerung und waren fortan Restaurants im heutigen Sinne.

35. Restaurant Brauerei, Braustübli, 2007
An die vergangene Bierbrauereizeit erinnerte noch bis 1975 die auf der Fassade aufgemalte Inschrift «Gasthof & Bierbrauerei zum Neuhaus» oder das Türschild «Neuhaus\Brauerei». Anlässlich der Fassadenrenovation 1975 zum Jahr des europäischen Denkmals wurden die verputzten Riegel des zweiten Obergeschosses wieder freigelegt und damit der alte Schriftzug entfernt. Neu prangt der Wirtshausname, reduziert auf «Brauerei», über den Gaststubenfenster; in der Gaststube selbst ist das Braustübli, dekoriert mit Bierfässchen und Bierflaschen des alten Betriebes, Reminiszenz an die Bierbrauerei des Friedrich Salomon II Schibli.

Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts entstanden gemäss den veränderten Bedürfnissen insbesondere im Bereich von Küche und sanitären Anlagen diverse kleinere Anbauten vor allem an die Nordseite des Hauses zur Brauerei. Sie überwucherten gleichsam organisch die ursprünglich klare Struktur der Nordfassade. Auf dem geräumigen Areal hinter dem Haus zur Brauerei entstanden neben den an das alte Maschinenhaus andockenden Bauten des Getränkedepots weitere Nutzbauten für Kleingewerbebetriebe.

© Erika Feier-Erni, Otelfingen, Oktober 2008


© Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind bei Dr. Erika Feier-Erni, Otelfingen. Für alle elektronisch publizierten Texte gelten dieselben Regeln wie für eine gedruckte Veröffentlichung.