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Otelfingen, Jelmoli Lager- und Bürohaus

3. Das Bauprojekt von Roland Rohn

8. Blick auf den Jelmoli Baukomplex im Talgrund, 2007
Entsprechend den verschiedenen Anforderungen und Betriebsabläufen entwarf Rohn eine Gruppe von fünf Gebäuden, denen er verschiedene Aufgaben zuwies.

9. Bahngeleise ins Lagerhaus, 2007
Volumenmässig am grössten dimensionierte er das zweigeschossige Lager- und Betriebsgebäude mit einer Länge von 351 m, einer Breite von 114 m und einer Höhe von ca. 12m. Im Erdgeschoss war die Spedition untergebracht, im Obergeschoss die Warenannahme. Beide Geschosse verfügten zudem über eine geräumige Lagerfläche und firmeneigene Werkstätten. Für eine kürzeste Anbindung an das Eisenbahnnetz führte der Architekt die Industriegeleise direkt in das Lagerhaus hinein, ebenso die Fahrbahn für die Last- und Lieferwagen. Die Geschosshöhe von ca. 6m wurde durch das Bahnprofil und durch die Stapelhöhe der Palette und die Deckenkonstruktion bestimmt; sie war auch auf eventuellen späteren Einbau von Zwischengeschossen angelegt.

Intern teilte er das Lagergebäude entsprechend dem Bedarf an natürlichem Licht in drei Teile: Hinter der Südmauer mit hochgelegenen Fensterbändern lagen die Abfertigungshallen mit den Bahngeleisen resp. der Lastwagenzufahrt, in der Gebäudemitte die lichtempfindliche Lagerzone mit Kunstlicht und in der Randzone an der Nordmauer, hinter sehr hohen, durchgehenden Fensterflächen, die Werkstätten. Das Obergeschoss erhielt zusätzliches Licht über aufgesetzte runde Oberlichter.

Weil sich das Grundstück in trockengelegtem Riedgebiet befindet und der Grundwasserspiegel zum Teil bis etwa 1 Meter unter Terrain liegt, war von allem Anfang an klar, dass die Fundamente ausnahmslos gepfählt werden mussten und dass nicht in die Tiefe gebaut werden konnte. Lediglich unter dem Büroturm sollte eine Teilunterkellerung Platz für 690 Luftschutzplätze schaffen, die normalerweise als Garderoben genutzt werden konnten.

Aus betrieblichen Gründen direkt mit dem Lagerhaus verbunden werden musste der 14-geschossige Büroturm von 57,6 Meter Höhe; ihn wollte Rohn ursprünglich auf die Nordostecke des Lagerhausdaches aufsetzen. Als aber noch während der Projektphase Sondierbohrungen ausgerechnet im östlichen Bauareal, wo das Hochhaus stehen sollte, den schlechtesten Baugrund nachwiesen, war Rohn zu einer Projektänderung gezwungen. Er verschob das Bürohochhaus um drei Achsen nach Westen und reduzierte aus Gründen der Proportionen die Länge des Lagerhauses gegen Osten um zwei Achsen; die Gebäudelänge verkürzte sich damit auf 330m.

10. Kesselhaus von Westen, 2007
Dem Lagerhaus wurden gegen Westen im Abstand von ca. 20m zwei weitere freistehende Gebäude vorgelagert. Gegen Süden befindet sich das kleinere Kesselhaus mit hohem Kamin, dimensioniert für maximal vier Heizkessel für Oel und Kehricht mit einer Kapazität von 440000 Liter (inkl. Kriegsvorrat); es ist im Obergeschoss mit einer verglasten Passerelle und einer massiven Betonplatte über der Zufahrtsrampe mit dem Lagerhaus verbunden. Nördlich davon folgt ein Nebenbetriebsgebäude mit Einstellgarage, Reparaturwerksstätte, u.ä., das seinerseits mit dem Kesselhaus mit einer Passerelle locker verbunden ist.

Durch diese Anordnung erhielt der Raum zwischen dem Lager-und Bürohaus und den Annexgebäuden, der sowohl für die Stationierung der firmeneigenen Wagen wie auch die Zufahrt der LKWs über die Rampe ins Lagerhaus dient, einen hofähnlichen Charakter.

Als fünftes Gebäude, freistehend und von den andern etwas abgerückt, projektierte Rohn einen Einkaufsladen über fast quadratischem Grundriss, mit Abwartswohnungen im Obergeschoss. Ausgedehnte Parkplätze im Norden des Lagerhauses und westlich davon sowie ein Bahnsteig für einen eigenen Bahnhof für das Personal schlossen das Bauprojekt ab.

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