Inhaltsübersicht
Druckversion
Druckversion öffnen
Quellen- und Literaturangaben
![]() Quellen Otelfingen, Archiv SMO Baupläne von Dieter Boller, Baden 1968/1969. Planaufnahmen TAD 1932. Otelfingen, Gemeindearchiv Bauakten B2.02.2, Nr. 42. Prot.d.Gemeinderates 1958-1961. Inventar d. kantonalen Heimatschutzobjekte. Zürich, Staatsarchiv (StaZ) BIX 91 2d Oeconomische Tabellen 1764. FII460 Urbar Kloster Wettingen 1798. Schachtel CV3 4cc Einzelurkunden Otelfingen. RRI 389 a-c, Brandassekuranz. Literatur Bachmann, Christian/Kitamura Kazuyuki, Wassermühlen der Schweiz, Basel, 1987. Bellwald, Ueli, Winterthurer Kachelöfen. Von den Anfängen des Handwerks bis zum Niedergang im 18. Jahrhundert. Bern 1980. Brunner, Ernst, Die Bauernhäuser im Kanton Luzern. Hg. Schweiz. Gesellschaft für Volkskunde 1977. Dubler, Anne-Marie, Müller und Mühlen im alten Staat Luzern, Luzern/München 1978. Güller, Alfred, Ortsgeschichte Otelfingen. Zürich 1991. Hermann Isabell, Die Bauernhäuser des Kantons Zürich Bd. 3, Zürcher Weinland, Unterland und Limmattal, Basel 1979. Keller, Robert, Die wirtschaftliche Entwicklung des schweizerischen Mühlen Gewerbes aus ältester Zeit bis zirca 1830, Beiträge zur schweizerischen Wirtschaftskunde, Bern 1912. Kocher Hans, Historische Wassermühlen des Kantons Zürich, Zürich 1990. Ruoff, Ulrich, Fenstersäulen und Fensterpfeiler aus dem 16. Jahrhundert in Zürich, in: Zürcher Denkmalpflege, 3. Bericht 1962/63, S. 127-130. Suppan Rudolf, Mühlen, Bäche, Wasserräder. Geschichte und Funktion der wasserbetriebenen Mühlen. Graz 1995. Urkundenbuch der Stadt-und Landschaft Zürich 1288-1296, Bd 6. Wüthrich, Lucas, Die Untere Mühle von Otelfingen, 1999. Fotos Frontseite, 5-7,9,11,13,20-33, 37,39,40,41: Dr. E. Feier-Erni, Otelfingen. – 15,16,34: Gemeindearchiv Otelfingen – 1,3,8,10,12,14,17-19, 35,36: Stiftung Mühle, Otelfingen – 38: www.bekemuehle.de. - 2: Kant. Denkmalpflege, Zürich. – 4: Zentralbibliothek, Zürich |
5. Zur Architektur und Ausstattung des MühlegebäudesÄusseresNach der sorgfältigen Restaurierung 1968/69 zeigt sich die Mühle Otelfingen wieder in weitgehend originalem Zustand; mit Ausnahme des 1810 angefügten Waschhauses an der Südwestseite dürfte sie nach ihrer Erbauung 1598 nicht wesentlich anders ausgesehen haben. ![]() 21. Mühle von Südwesten, 2004
![]() Die Otelfinger Mühle präsentiert sich also weitgehend in der Art eines Landschlosses, zu dessen repräsentativer Gesamtwirkung der reizvolle Hof wesentlich beiträgt. Er wird gebildet auf der einen Seite durch die hochaufragende Westfassade mit dem Treppengiebel und der dazu kontrastierenden Fachwerkmauer des angrenzenden Waschhäuschen von 1810, auf der anderen Seite durch die Ostwand des ehemaligen Schweinestalls von 1880 mit seiner Holzverkleidung auf Wohngeschossebene. Den hinteren Abschluss bildet die breite Südfront des Oekonomiegebäudes von 1703 mit seinem tief heruntergezogenen, fensterlosen Dach und dem grossen Scheunentor mit Rautenmuster, verklammert mit der Mühle durch den gedeckten Verbindungsgang. Die ganze historische Baugruppe gehört zu den bedeutenden Kulturdenkmälern des Kantons Zürich. Es ist eine glückliche Fügung, dass südlich und westlich die grossen Nachbarhöfe aus dem 17. und 18. Jahrhundert samt dem mächtigen Bau des Restaurants "Brauerei" aus dem beginnenden 19. Jahrhundert ebenfalls erhalten geblieben sind. Zusammen mit der Mühle bilden sie ein natürliches Dorfzentrum von einmaliger Geschlossenheit und Schönheit. Innenausstattung Die Wohnräume Stube Offensichtlich wurde der Gestaltung der Stube als zentralem Wohnraum besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Hang zur Repräsentanz, der sich am Äusseren so deutlich manifestiert, wird auch hier erkennbar. Das zeigen zum einen ihre ahnsehnlichen Ausmasse, zum andern zahlreiche feingearbeitete Details. ![]() 22. Kapitell der Fenstersäule von 1598
Auch aus anderem Grund ist das Kapitell bemerkenswert. Zwischen seiner Deckplatte und dem Abschlusstäfer ist ein abgetrepptes Versatzstück mit Zahnschnittfries eingefügt, das mit dem Kapitell eine optische Einheit bildet. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es aus Holz geschnitzt und sandsteingrau wie die Säule darunter gefasst ist. Dieses hölzerne Versatzstück lässt sich dadurch erklären, dass die Täferung nicht zur originalen Ausstattung des Raumes gehört. Vielmehr ist zu vermuten, dass die Fenstersäule ursprünglich zwei Stichbogen stützte, wie das bei Zürcher Häusern des 16. Jahrhunderts recht häufig vorkommt. ![]() ![]() 23. Getäferte Stube, 2003
![]() ![]() ![]() In historischen Räumen, in denen gleichzeitig mit der Täferung auch einer jener typischen mehrtürigen Wandschränke mit Nischen für das Handwaschbecken eingebaut wurde, der auch in der Mühlestube in sehr schöner Ausformung vorhanden ist, findet sich die Wanduhr in der Regel direkt in die Einbaumöbelfront integriert. ![]() ![]() 24. Uhr von 1797, rückseitige Ansicht
![]() Die Stubentäferung mitsamt dem schön gearbeiteten Wandschrank und der Felderdecke dürfte somit im Laufe des 18. Jahrhundert, sicher vor dem Entstehungsjahr der Uhr 1797, erfolgt sein. Es ist durchaus denkbar, dass das Täfer zu den Bauarbeiten gehört, auf die das Datum 1755 auf dem Türsturz zum Mahlraum Bezug nimmt. In der Fensterleibung neben der Uhr ist ein kleines abschliessbares Kästchen mit einem ausnehmend schönen Schloss eingelassen, wohl ebenfalls mit der Vertäferung angebracht; solche Kästchen gehörten damals häufig zur festen Einrichtung und dienten der Aufbewahrung von Schriftstücken und Wertsachen. ![]() 25. Kachelofen v. Hans Conrad Brunner, 1818
An die Vorbesitzer der Mühle erinnert der bei der Türe hängende Kaufbrief von 1754, mit dem der Kauf von Ländereien durch Heinrich Schlatter, Müller und Wachtmeister der Kavallerie, beurkundet wurde. Im dunklen Biedermeierrahmen hängt zudem noch immer am angestammten Platz bei der Uhr ein 1845 für Johannes Schlatter nach 12-jähriger Dienstzeit ausgestellter Entlassungsschein aus der Kavallerie, der gleichen Waffengattung in der bereits sein Vorfahr Heinrich Dienst tat. ![]() 26. "Müllers" Raum
Der an die Stube angrenzende gefangene Raum gibt eine Vorstellung davon, wie rustikal wohl auch die Stube ursprünglich einmal ausgesehen haben mag; die Innenwände sind aus Sichtriegelwerk, die Aussenwände aus dicken Mauern, in deren tiefe Fenstereinschnitte Sandsteinsitze eingelassen sind. Die Bretter der Decke sind auf massive Unterzugsbalken aufgelegt. Zwischen den beiden Ständern nächst des Fensters befindet sich das rückseitige Zifferblatt und der Pendelkasten der Stubenuhr. Sehr praktisch war wohl das kleine, in die Schmalseite mit Sicht auf den Mahlraum gebende Schiebefensterchen, von dem aus der Müller den Betrieb überwachen und seine Anordnungen hinunterrufen konnte. Obergeschoss und Estrich Ganz ähnlich wie "Müllers" Raum präsentieren sich die Räume im Obergeschoss, die aber für Besucher nicht zugänglich sind, weil sie vermietet sind. Aus dem gleichen Grund nicht zu besichtigen ist der gewaltige, dreistöckige Estrich, wo nordseitig am mittleren Längsbalken die Jahrzahl 1730 an eine Renovation oder einen Umbau erinnert. Der Zugang in diese oberen Räume wird versperrt durch eine erst 2002 eingebaute, aus einer Ostschweizer Zehntenhausscheune stammende barocke Doppeltür aus Nussbaum und Lärche von 1779. ![]() ![]() 27. Wohnraum im OG, 2003
Zum heute öffentlich zugänglichen Bereich gehört indes die geräumige, an die Stube anstossende alte Rauchküche mit hohem Tonnengewölbe und originalen Querstangen für die zum Räuchern aufgehängten Speckseiten und Würste, deren Duft noch heute leicht über der Küche hängt; ältere Otelfinger erinnern sich noch daran, dass auch Aussenstehende Fleischwaren zum Räuchern in die Mühleküche bringen konnten. ![]() ![]() Die Arbeitsräume Ehemaliges Waschhaus Von der Küche wie vom Hof aus erreichbar ist das 1810 angebaute Waschhaus mit einem mächtigen Kaminhut über der Herdstelle, die ehemals fürs Aufkochen des Wassers wie als Futterherd benützt wurde; das Wasser floss über eine vom Mühlekanal über den Hof abgezweigte Zuleitung direkt in den Raum, der heute zum Cheminéeraum umgebaut ist. ![]() ![]() 28. Mahlraum, 2003
Hauptarbeitsraum war der grosse Mahlraum im Erdgeschoss, von aussen durch ein grosses Rundportal erreichbar, auf dessen Türbogen aus Sandstein nebst der Jahrzahl "1755" und dem Monogramm Heinrich Schlatters "HE SH" das Schlattersche Familienwappen eingemeisselt ist: ein halbes Mühlerad mit einer Taube darüber. ![]() ![]() 29. Mahlstuhldetail mit Lichtwerk, 2004
![]() ![]() 30. Gramatica,
Figurenkachel 17. Jh. ![]() ![]() Die der Allegorie der Grammatik zugeordneten Symbole variieren: auf der Otelfinger Kachel trägt sie Schlüssel und Buch wohl als Symbole für den Basiszugang zum Wissen ![]() ![]() ![]() Ebenfalls zum alten Mühlebestand gehört die Transe samt den Holzgerätschaften neben dem Durchgang in den benachbarten Kelleraum und die Teigmulde auf der gegenüberliegenden Wand. Ehemaliger Kellerraum Der Kellerraum mit originaler Bollensteinpflästerung neben dem Mahlraum, ursprünglich nur von aussen zugänglich, ist seit der Renovation durch eine Tür mit dem Mahlraum verbunden und wird als zweiter Eingang und Vorraum zu diesem benutzt. ![]() 31. Kaufbrief v. Heinrich Schlatter, 1754
Von der beweglichen, alten Mühle-Ausstattung sind nur noch sehr wenige Stücke vorhanden. Das zumeist antike Mobiliar, mit dem das Haus heute ausgestattet ist, wurde von Jürg Gilly und seiner Frau Jacqueline entsprechend dem Charakter der Räume, für die es bestimmt war, zusammengetragen. Die Möblierung passt sich der Mühle an und trägt dabei doch den Stempel der Gilly; zahlreiche Stücke haben direkten Bezug zur Biografie des Ehepaars. In der Stube dominiert das bürgerliche Biedermeier mit mehrheitlich aus dieser Zeit stammenden Tischen, Stühlen und dem Fauteuil. Dem gleichen Stil zuzurechnen sind die zwei kleinen dunkeltonigen Porträts eines unbekannten Ehepaars, er mit Stehkragen und Porzellanpfeife, sie mit Spitzenhaube und Rose, gemalt wohl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem unbekannten Maler wohl aus dem Glarnerland. ![]() ![]() 32. Biedermeierporträt, 19. Jh
Dem altertümlichen Charakter des anschliessenden gefangenen Zimmer angepasst sind der lange Refektoriumstisch und das Küchenbuffet aus hellem Holz, das aus einem Schlösschen des 18. Jahrhunderts stammen soll. Der typische schellenbesetzte rote Pferdebehang für die Engadiner Schlitteda gehörte hingegen zum Familienbesitz der Gilly in Zuoz. In der Rauchküche dominiert ein aus einem alten Wirtshaus im Kanton Luzern stammendes ehemaliges Einbaubuffet; gemäss seinem Vorbesitzer soll es aus der späten Renaissance stammen. Die bewegliche Ausstattung des Mahlraums wird dominiert wird von zwei antiken, doppeltürigen Bauernschränken und zwei massiven schweren Truhen, deren eine aus der Provence stammt, die andere, eine Getreidetruhe aus Arvenholz, aus dem Zuozer Erbe von Jürg Gilly. An der Wand gegenüber der Treppe zum Mahlstuhl hängt ein dunkeltoniges Frauenbildnis. Es ist das Pendant zum Porträt von Antoine Basuyaux in der Stube und stellt dessen Frau Pélagie Basuyaux, geborene Bouly, die Urgrossmutter von Frau Gilly dar. Auch dieses Bild ist unsigniert und undatiert und dürfte gemeinsam mit dem Pendant in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Nordfrankreich entstanden sein. ![]() ![]() 33. Feuereimer Hs. Schlatter, 1765
![]() In der Ecke des Kellerraums neben dem alten massiven Tor erinnert eine Heliogravur von O. Gerlach mit dem Bildtitel "Mensur auf Degen" an das 50-jährige Jubiläum der schlagenden Zürcher Studentenverbindung "Utonia" 1923. Auf der Rückseite haben sich damals aktive Utonia-Studenten handschriftlich verewigt; zu ihnen gehörte auch Räto Gilly, Vater des letzten Mühle-Hausherrn. Neben der Heliogravur hängt sein Utonia-Säbel. Lesen Sie den nächsten Teil: © Alle Urheberrechte dieser elektronischen Publikation sind bei Dr. Erika Feier-Erni, Otelfingen. Für alle elektronisch publizierten Texte gelten dieselben Regeln wie für eine gedruckte Veröffentlichung. |
Copyright-Hinweise | Kontakt | Admin | © 2005-2007 Dr. E. Feier-Erni. Alle Rechte vorbehalten. |